Skandalbier

Skurrile Geschichte um Hohenloher Hobbybrauer

Öhringer "Skandal-Bier" aus Corona-Lockdown wird trotz Verbot weiter gebraut

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In Öhringen wurde im Lockdown ein Bier aus der Taufe gehoben. Aber gleich wieder verboten. "Ein Skandal!", sagt der Hobbybrauer und macht aus Trotz einfach weiter.

Der Öhringer Martin Kapfer kreierte in der Pandemie ein Bier, das gleich wieder verboten wurde. Das passte dem Hobbybrauer aus dem Hohenlohekreis nicht in den Kram - nach dem Motto "jetzt erst recht" braut er nun ein Bier mit dem Namen "Öhringer Skandal".

Skandalbier
Öhringer Skandalbier in Schwäbisch Hall abgefüllt.

Haller Löwenbräu braut Skandal-Bier für Öhringer Hobbybrauer

Und so läuft die Abfüllanlage bei der Haller Löwenbräu auf vollen Touren. Es ist schon die zweite Charge dieses außergewöhnlichen Bieres, das hier in Schwäbisch Hall abgefüllt wird. Es sind wieder 58.000 Flaschen.

"Weil wir Bezug nehmen auf unsere kurze, aber heftige Historie, die letztes Jahr begonnen hat und dieses Jahr mit Erfolg weitergeführt wird. Und wir machen es deswegen wieder, weil wir Lust drauf haben."

Aus "Öhringer Spezial" wurde "Öhringer Skandal"

Der Hobbybrauer fand, dass Öhringen ein eigenes Bier brauche. Die Idee zum Bierbrauen kam Martin Kapfer bei einem Lockdown. Aus Langeweile dachte er sich mit einem Freund damals einfach eine Rezeptur aus und ließ diese in Gruibingen (Kreis Göppingen) brauen. Er nannte den Gerstensaft "Öhringer Spezial". Doch er machte die Rechnung ohne die Juristen: Das Bier wurde - bierernst - verboten, wegen hohem "Irreführungspotenzial", da der Brauort Gruibingen nicht auf dem vorderen Etikett abgedruckt war. Lebensmittel in Deutschland unterliegen aber strengen Gesetzen - auch Bier.

Jetzt gibt es daher das "Öhringer Skandal" anstatt zunächst "Öhringer Spezial". Und das neue Bier kommt gut an.

"Ich will sagen können, das gibt es in Öhringen, da musst du mal hingehen, extra dafür. Ich mag, wenn man etwas Einzigartiges hat."

"Skandal" verkauft sich gut

Das "Öhringer Skandal" wird in einigen Regionalmärkten rund um Öhringen angeboten. Bei der BAG-Hohenlohe im Raiffeisen Markt geht es weg wie warme Semmeln.

"Wir haben über 500 Kisten jetzt verkauft in den letzten Wochen, es wird sehr stark nachgefragt, dieses Bier."

Das liegt sicher auch daran, dass "Skandal" ein echtes regionales Bier ist. Die Braugerste stammt jetzt von Landwirten aus der Region um Öhringen, aus Neuenstadt, Pfedelbach und Zweiflingen. Es ist zwar in Schwäbisch Hall gebraut, aber diesmal mit der Ortsangabe auf dem Etikett. Und auch wenn das "Öhringer Skandal" für die Haller Löwenbrauerei ein Wettbewerber ist. Gegen die ganz großen der Branche halten die beiden Hohenloher Platzhirsche bierselig zusammen.

"Ich bin ein lokalpatriotischer Mafiaboss und wenn so was natürlich hier in der Region entsteht, dann schließen wir uns als Bier-Syndikat gerne zusammen."

Skandalbier
Peter Theilacker von der Haller Löwenbräu und der Hobbybrauer Martin Kapfer

"Ich bin praktisch der Mafiapate in diesem Spiel so zusagen. Wir glauben, dass wir alles richtig gemacht haben, und ob eine Watsche kommt, das wissen wir nicht."

Mit dem "Öhringer Skandal" wollen die Macher jetzt testen, wie gut das Bier den Geschmack der eigensinnigen Hohenloher trifft und ob die schräge Geschichte ein gutes Ende nimmt.

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Autor/in
SWR