Landwirt Tobias Fuchs betreibt auf dem Gertrudenhof in Kehrig in der Eifel Ackerbau und hat einen konventionellen Schweinemastbetrieb mit knapp 1.000 Tieren. Einen seiner Ställe baut der 40-Jährige gerade um: weg von Gülle-Spaltenböden, hin zu einer Stroh- und Freilandhaltung. Die Schweine sollen dann deutlich mehr Platz haben und raus können an die frische Luft.
Neue Haltungsformen bedeuten Investitionen und mehr Arbeit
Für den Bauer bedeutet das mehr Arbeit, sagt er. "Wir rechnen damit, dass wir mindestens zwei Mal die Woche die Ställe ausmisten müssen." Das seien etwa zwei bis drei Stunden pro Woche mehr Arbeit für die gleiche Tierzahl.
Die Investition in den neuen Stall kann Fuchs stemmen, weil er ein bestehendes Gebäude umbaut und viel in Eigenleistung macht. Viele seiner Kollegen seien dagegen nicht bereit, zu investieren.
Kritik: Tierhaltungskennzeichnungsgesetz verzerrt Wettbewerb
Bald soll es wieder neue Auflagen geben: Laut den Plänen des Bundeslandwirtschaftsministeriums soll es künftig eine gesetzlich vorgeschriebene einheitliche Kennzeichnung der Tierhaltungsform auf Lebensmitteln geben. So soll für Verbraucherinnen und Verbraucher direkt erkennbar sein, wie das Tier gehalten wurde - beispielsweise im Stall, Freiland oder in Bio-Haltung.
Das Problem an dem geplanten Gesetz sieht Landwirt Fuchs vor allem darin, dass es nur in Deutschland und nicht EU-weit eingeführt werden soll. Das sei unfair: Alles, was die deutschen Produzenten an Tierwohl oben draufsetzten, koste sie Geld.
"Wenn unser Produkt dann aber mit einem Produkt am Markt konkurrieren muss - was deutlich billiger ist, weil es auf niedrigeren Standards produziert wurde - sind wir im Markt erstmal außen vor."
Befürchtung: Regionale Fleischproduktion könnte leiden
Das macht auch Metzgerin Dagmar Groß-Mauer aus Kempenich große Sorgen. Die Landesinnungsmeisterin bezieht ihre Tiere vom Gertrudenhof und anderen Bauern in der Region und befürchtet, dass die regionale Fleischproduktion durch das neue Tierwohllabel leiden wird.
Die großen Industrieschlachthöfe würden schon jetzt die Verträge mit den Landwirten aufkündigen. "Wenn die im Ausland Schweinefleisch einkaufen, ist die Kennzeichnung freiwillig. Also schreiben die nichts drauf - die Kunden wissen nicht, welche Haltungsform es ist. Es interessiert sie in dem Moment aber auch nicht, weil es ist ja viel günstiger", sagt Groß-Maurer.
Hoffnung auf Umdenken beim Fleischkonsum
Landwirt Fuchs plant, die Premium-Haltungsform jetzt erstmal mit 100 Schweinen zu testen und hofft, dass das teurere Fleisch auch gekauft wird. Denn eigentlich spüre er ein Umdenken beim Fleischkonsum - obwohl viele Kunden gerade wieder mehr aufs Geld achten müssten, sagt er.
"Langfristig ist es, glaube ich, der richtige Weg. Aber es ist ein bisschen ein Rantasten an das, was die Kundschaft bereit ist, zu bezahlen." Er setzt darauf, dass das Tierwohllabel irgendwann EU-weit kommt und sich die Umstellung für ihn lohnt.