Beschmiertes grünes Wahlplakat

Kommunal- und Europawahl

Beschmierte Wahlplakate in Rheinhessen - SPD stellt Strafanzeige

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Lucretia Gather

Rote Clownsnasen, Schnurrbärte oder Brillengläser sind die Klassiker, wenn Wahlplakate beschmiert werden. Die Parteien reagieren weitgehend gelassen. Darum ist es sinnvoll, Anzeige zu erstatten.

Der Geschäftsführer der SPD für den Landkreis Alzey-Worms und die Stadt Worms, Dirk Beyer, findet es nicht witzig: In Wörrstadt wurden drei großformatige Wahlplakate seiner Partei beschmiert, an einer großen Ein- und Ausfahrtstraße.

Plakate für Europawahl besonders betroffen

Unbekannte malten fette, rote Clownsnasen auf die Gesichter von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und das der Europa-Spitzenkandidatin Katarina Barley (SPD). So weit, so harmlos. Dennoch wird die Partei Anzeige gegen Unbekannt erstatten. "Uns fällt auf, dass das Beschmieren und Zerstören von Wahlplakaten insgesamt zunimmt", schildert Beyer seinen Eindruck. Nach seiner Wahrnehmung sind vor allem die Plakate zur Europawahl betroffen. "Durch Schmierereien werden Hass und Hetze verbreitet, oft aus der politisch rechten Ecke", sagt Beyer. Das sei "nicht schön", und kein gutes Signal.

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Täter werden meist nicht gefasst

Eine Sprecherin der Mainzer Polizei sagt, es sei "extrem unwahrscheinlich", die Täter zu fassen. Meistens seien Leute, die Plakate beschädigen, beschmieren oder sogar abhängen, abends oder nachts unterwegs. Daher gebe es meist keine Zeugen. Dennoch sei es für die Parteien durchaus sinnvoll, Anzeige zu erstatten. Denn es handele sich um Sachbeschädigung, die strafbar ist. Und die Parteien könnten Entschädigungen für kaputte Plakate bekommen.

Ein FDP Wahlplakat liegt am Boden
"Das muss man aushalten", sagt die FDP-Kreisvorsitzende für Mainz, Susanne Glahn.

Frustrierend für Ehrenamtliche

Die Vorsitzende des Mainzer Kreisverbands der FDP, Susanne Glahn, hat nicht den Eindruck, dass der Vandalismus gegen Wahlplakate zugenommen hat. Leider gehöre es zum Wahlkampf dazu, dass Plakate beschmiert oder beschädigt würden. Das sei zwar bedauerlich, aber nicht zu ändern. "Ich glaube, das müssen wir aushalten", sagt Glahn, und betont gleichzeitig, dass es sich für die ehrenamtlichen Wahlhelfer "nicht gut anfühlt", wenn ihre Arbeit mit Füßen getreten wird.

Es gibt sogar Edel-Randalierer, die die Plakate ganz entfernen, weil sie sich gestört fühlen.

Die Mainzer FDP habe aber nicht vor, Strafanzeige zu erstatten, denn man wolle die Justiz nicht unnötig belasten, so Glahn. Es sei dennoch ein "bedauerliches Signal", wenn Wahlplakate, egal von welcher Partei, zerstört würden, zumal die Plakate ja durchaus auch Geld kosten.

Wahlhelfer in Rheinhessen werden oft angepöbelt

Grundsätzlich müsse man immer mit Gegenwind und auch Aggression rechnen, wenn man kommunalpolitisch aktiv sei, etwa an Wahlkampfständen oder beim Haustürwahlkampf, sagt Susanne Glahn. Wichtig sei, im Team unterwegs zu sein. Genau so sieht das auch der Kreisvorsitzende der Jungen Union (JU), Torsten Rohe. Er klebt zusammen mit Parteifreunden selbst Plakate. "Pöbeleien, blöde Sprüche, vor allem zu späterer Stunde, das ist normal", erzählt er.

Grüne im Kreis Mainz-Bingen wollen mehr Sicherheit für Helfer

Auch Jonas König, Vorsitzender der Grünen im Kreis Mainz-Bingen, bestätigt, dass ehrenamtliche Wahlhelferinnen- und helfer immer öfter verbale Angriffe und unangenehme Gespräche aushalten müssen. Und natürlich werden auch Plakate seiner Partei beschmiert und beschädigt, sagt er. Man werde ein Konzept erarbeiten und den Wahlhelfern Tipps für den Wahlkampf an die Hand geben. Dazu gehöre zum Beispiel, dass die Helfer nur in Teams und nicht allzu spät unterwegs sein sollen.

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